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Für die hier besprochene Studie wurde eine zweistufige Online-Befragung mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft und Foresight, Bargeldakteure und Sozialverbände umgesetzt. 19 Für den Fragebogen hatten die Verfasserinnen und Verfasser der Studie zu den vorher definierten Schlüsselfaktoren und basierend auf den bisher gesammelten Ergebnissen Hypothesen über die zukünftigen Entwicklungen der Schlüsselfaktoren aufgestellt. 20 In der ersten Runde der Befragung beurteilten die Teilnehmenden diese Hypothesen https://fest-des-teilens.de/ hinsichtlich deren Eintrittswahrscheinlichkeit.
Wie in Deutschland und Europa bezahlt wird
Auch Menschen, die dem Staat oder privaten digitalen Anbietern nicht vertrauen, und deshalb datenarme Zahlungsmittel nutzen möchten, bevorzugen Bargeld. Alle gesellschaftlichen Milieus wünschen sich eine freie Wahl der Zahlungsmittel ungeachtet ihres individuellen Zahlungsverhaltens. Der Bargeldanteil in diesem Szenario sinkt dennoch stetig auf 30 % an den Gesamttransaktionen. Auf Basis von Szenarioanalysen für das Bezahlen im Jahr 2037 kommt die Notenbank zwar zu dem Ergebnis, dass in keinem der drei angenommenen Fälle Schein und Münze komplett verschwinden würden.
Diese Entwicklungen auf der Zugangs- und Akzeptanzseite führen zu einem schleichenden Rückgang des Bargeldes, der kaum auf Widerstand trifft. Auch politische Initiativen zur Stabilisierung der Bargeldinfrastruktur bleiben in dieser Gemengelage aus. Damit geht die hybride Bezahlwelt und mit ihr die Freiheit der Zahlungsmittelwahl immer stärker verloren.
Ratgeber für Kunden von Banken und Sparkassen
Die Relevanz von Bargeld als Zahlungsmittel in der Gesellschaft insgesamt wird dagegen von fast allen Milieus – unabhängig von sozialer Lage und Werteorientierung – als ähnlich hoch eingeschätzt. Das Szenario „Die hyperdigitale Bezahlwelt – künstlich intelligent, bequem und vulnerabel“ (im Folgenden „Hyperdigitale Bezahlwelt“) beschreibt eine stark digitalisierte Welt. Bargeld ist in diesem Szenario in alltäglichen Zahlungssituationen und für Zahlungen zwischen Privatpersonen beinahe verschwunden, da es sich nicht in digitale Systeme und Prozesse integrieren lässt.
Szenario 3 – Die verschwindende hybride Bezahlwelt
10 Die so gewonnenen Informationen wurden durch Erkenntnisse aus semi-strukturierten Interviews mit Expertinnen und Experten ergänzt, die im Zeitraum von April bis August 2022 durchgeführt wurden. Darüber hinaus intensiviert sie die Zusammenarbeit mit vielfältigen Akteuren des Bargeldkreislaufs. Die Bundesbank sucht zudem den Dialog mit der Zivilgesellschaft über die gewünschte Zukunft des Bargeldes und notwendige Aktivitäten. Auf Grundlage der Studie „Bargeld der Zukunft“ können alle Akteure gemeinsam über wünschenswerte Entwicklungen diskutieren, ein greifbares Zukunftsbild erarbeiten und entsprechende Maßnahmen entwickeln und etablieren. Auch für den Austausch mit der Zivilgesellschaft über den gesellschaftlichen Nutzen von Bargeld und ein angemessenes Niveau der Bargeldversorgung bieten die Szenarien und die Studie ein Instrument. Der Zugang zu Bargeld ist durch die starke Ausdünnung des Geldautomaten- und Bankfilialnetzes vor allem für Bürgerinnen und Bürger immer schwerer.
Bundesbank-Studie: Wie Bargeld in der Zukunft genutzt wird
Kritiker befürchten, dass das Bargeld abgeschafft werden soll – und auch die Datensicherheit wird diskutiert. Da Bargeld in Deutschland trotz zunehmend beliebter alternativer Zahlungsinstrumente nach wie vor das meistgenutzte Zahlungsmittel ist, könnten die Folgen einschneidend sein. Im Rahmen eine Analyse ist die Bundesbank zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Bargeld schon in einigen Jahren zu einem knappen Gut werden könnte. Untersucht hatte man erstmals, welche Rolle es künftig noch im deutschen Finanzkreislauf spielen wird. Die Sprecherin erklärt, die Bargeldversorgung ihrer Kundinnen und Kunden sei dennoch gesichert; durch die Möglichkeit Bargeld bei “Filialen von Rewe, Penny, dm Drogerie et cetera zu bekommen”.
In den beiden anderen Szenarien lässt ein eher geringer politischer Rückhalt den Nutzen von Innovationen, die vergleichsweise kostenintensiv sind, im Bargeldkreislauf als gering erscheinen. Die Akteure des Bargeldkreislaufs setzen daher nur wenig effektive Maßnahmen um und dies zu spät, um noch eine stabilisierende Wirkung zu entfalten. Auch digitalaffine Gesellschaftsgruppen setzen aufgrund der Datensparsamkeit und digitalen Souveränität verstärkt bewusst auf Bargeld oder ergänzend den digitalen Euro als Zahlungsmittel. Bargeld wird assoziiert mit Souveränität, Unabhängigkeit und „konstruktivem Rebellentum“. Und auch jüngere Personen und Personen mit kleinem Budget nutzen wieder vermehrt beziehungsweise weiterhin gerne Bargeld. Diese Entwicklungen entfalten eine Strahlkraft bis in die gesellschaftliche Mitte hinein.
Bei den moderner eingestellten Segmenten würden hingegen etwas mehr als der Durchschnitt aller Befragten eine Welt ohne Bargeld willkommen heißen. Analog dazu geben über alle Befragten hinweg rund 67 % an, dass sie sich vor einer Abschaffung von Bargeld sorgen. Überdurchschnittlich viele Befragte, die den traditionellen Milieus zugehören, teilen diese Befürchtung, während sich Angehörige moderner eingestellter Milieus etwas weniger häufig vor einer Bargeldabschaffung sorgen. Zusätzlich beantworteten die Befragten die standardisierten Fragen, die eine Zuordnung zu einem der Sinus-Milieus erlauben.
Pläne der EZB für einen digitalen Euro könnten dem bargeldlosen Einkaufen einen Schub geben. Die Regulierungen machen Investitionen für die Akteure des Bargeldkreislaufs sinnvoll. Geschäftsbanken berücksichtigten frühzeitig die möglichen Auswirkungen der neuen Regulierungen zum Zugang zu Bargeld. Sie befürchteten, dass sie bei einer weiteren Reduzierung von Infrastruktur zum kostenintensiven Wiederaufbau gezwungen werden könnten. Digitalisierung und Anwendungen Künstlicher Intelligenz kommen im Bargeldkreislauf zum Einsatz, wodurch Kostensenkungen möglich werden und weiter Gewinne erzielt werden können. Für den Handel wird es wieder attraktiver, Bargeld zu akzeptieren, da die Kosten für die Bargeldver- und -entsorgung durch Effzienzsteigerungen und die regulatorische Stützung der Bargeldverwendung, nach einem zwischenzeitlichen Anstieg, gesunken sind.